Brutstättenerfassung

Sickergruben sind meist historisch bedingte Strukturen. Man findet sie vorrangig in alten Ortskernen mit landwirtschaftlicher Vergangenheit.

Sickergruben als Brutstätten

In alten Ortskernen mancher KABS-Mitgliedskommunen finden sich größere Mengen sogennanter Sickergruben. In Gegenden, wo Real-Erbteilung vorherrschte, wie z.B. in Gemeinden der Ortenau (Südbaden), entstand eine Vielzahl kleiner Nebenerwerbsbetriebe, die häufig eine alte Grube im Hof besitzen. Baulich handelt es sich meist um Sickergruben, also Mistlager auf einem löchrigen Betonboden oder parallel liegenden Holzstämmen. Darunter befindet sich meist eine ausbetonierte, etwa 2 Meter tiefe Grube, in denen sich das Sickerwasser („Jauche“) sammelt. Oft waren auch Plumpsklos vorhanden.

Mittlerweile sammelt sich dort Regenwasser einschließlich organischer Verunreinigungen, oder es wird noch heute Kompost, Kleintier- oder Pferdemist abgelagert. Moderne Anlagen der Großtierhaltung sind hingegen meist zisternenartig dicht und die Tierfäkalien so konzentriert, dass sie selbst für spezialisierte Stechmückenlarven lebensfeindlich sind.

Die stillgelegten Gruben bieten beste Entwicklungsbedingungen in geschützter frostfreier Umgebung, wo die beiden Stechmückenarten auch den Winter als Larven verbringen. Culex pipiens Biotyp molestus die geschützte Umgebung sogar um sich während des Winters fortzupflanzen.

Eine Sickergrube wird beprobt.

Erfassung von Sickergruben

Sickergruben als Brutstätten lästiger Stechmücken wurden bei der KABS ab dem Frühjahr 2000 erfasst. Nach Klagen aus der Bevölkerung sowie umfängliche Beobachtungen wurden über Gemeindeblätter Aufrufe veröffentlicht, so dass entsprechende Gruben bei der jeweiligen Gemeindeverwaltung gemeldet wurden. Die Verwaltungen der Kommunen ermöglichten so eine entscheidende Hilfe zur Beteiligung der Bevölkerung.

Die Grundstücke wurden zunächst von der KABS aufgesucht und die Brutstätteneigenschaften der Gruben sowie ihre Größe ermittelt. Die Inventarisierung wurde in Excel-Tabellen auf mobilen Handheld-PCs und später, nach Etablierung, in Geographischen Informationssystemen vorgenommen. Durch Schöpfproben wurde die Larvendichte, Entwicklungsstadien und Arteninventar sowie die Flugaktivität ermittelt.

Insgesamt sind der KABS aktuell knapp 350 Anwesen mit relevanten Sickergruben bekannt. Die meisten davon liegen in Südbaden.

Eine Sickergrube wird auf Stechmücken untersucht.