
Blutmahlzeit
Für die Ei-Produktion (Oogenese) benötigen weibliche Stechmücken große Mengen Proteine, die sie meist aus dem Blut von Wirbeltieren gewinnen. Die Weibchen nehmen dabei in ihrem Leben mehrere Blutmahlzeiten zu sich. Einige Stechmückenarten spezialisieren sich auf bestimmte Wirtsgruppen, während andere ein relativ breites Wirtsspektrum besitzen, welches vom Menschen bis hin zum Reptil, Amphib oder Fisch reichen kann.
Zur Deckung des Energiebedarfs können Weibchen einen Teil des aufgenommenen Blutes verwerten. Grundsätzlich wird jedoch leicht verfügbarer Pflanzenzucker als Nahrung genutzt. Dies kann zum Beispiel Nektar von Blüten oder Fallobst sein. Männliche Stechmücken ernähren sich ausschließlich von solchen Zuckerquellen und sind nicht fähig zu stechen.

Eiablage
Nach dem Abschluss der Ei-Produktion werden die Eier auf, an oder in geeignete Brutstätten abgelegt. Je nach Stechmückenart und bevorzugtem Lebensraum gibt es Anpassungen an die Auswahl des Eiablageortes oder den Eiablagezeitpunkt. So legen beispielsweise Stechmücken der Gattung Aedes ihre Eier einzeln an bodennaher Vegetation und in feuchtem Boden ab oder nutzen Ränder feuchter oder wassergefüllter Strukturen wie Steine oder Hölzer. Vertreter der Gattung Culex oder Culiseta legen ihre Eier hingegen meist als zusammenklebende Pakete, sogenannte Ei-Schiffchen, direkt auf die Oberfläche stehender Gewässer. Ähnlich verfahren Anopheles-Stechmücken, deren einzeln abgelegte Eier mithilfe von seitlichen Schwimmkörpern meist an der Wasseroberfläche treiben.

Eistadium
Die Hülle der Eier härtet kurz nach der Ablage aus und dunkelt ab (Sklerotisierung). Die kurz vor der Ablage befruchteten Eier benötigen erst eine weitere Entwicklungsphase (Embryogenese) zur Larve. Dieser Prozess dauert, je nach Stechmückenart und Temperatur, in der Regel drei bis sieben Tage und benötigt ein feuchtes Milieu.
Bei einigen Stechmückenarten können die fertig entwickelten Larven mehrere Monate in den trockentoleranten Eihüllen überdauern und so ungünstige Lebensbedingungen überbrücken. Zusätzlich sind einige Arten fähig, sogenannte Winter- oder Diapause-Eier zu legen, die durch eingelagerte Frostschutz-Moleküle die Wintermonate überstehen.

Larvenstadium
Werden die Eier bei günstigen Lebensbedingungen von Wasser überflutet, schlüpfen die Larven. Stechmückenlarven ernähren sich hauptsächlich von im Wasser befindlicher Biomasse, häufig in Form von Detritus und Mikroorganismen. Ihren Sauerstoff beziehen sie hauptsächlich aus der Luft durch ein Atemrohr, welches sich am Hinterleib befindet.
Die Entwicklungsgeschwindigkeit einer Stechmückenlarve ist sehr stark von der Wassertemperatur abhängig, je kälter das Wasser, umso langsamer ist der Stoffwechsel. Bei optimalen Bedingungen können sich einige Arten innerhalb einer Woche entwickeln. Die Haut der Larven wächst jedoch nicht mit, weshalb in regelmäßigen Abständen eine Häutung vollzogen wird. Eine Stechmückenlarve durchläuft so insgesamt vier Larvenstadien, die sich maßgeblich in ihrer Größe unterscheiden.

Puppenstadium
Zum Ende des vierten Larvenstadiums kommt es zur letzten Häutung, mit der das Puppenstadium erreicht wird. Stechmückenpuppen sind nicht zur Nahrungsaufnahme oder zum Wachstum befähigt. Sie sind jedoch mobil und auf atmosphärischen Sauerstoff angewiesen, welchen sie über zwei Atemhörnchen aufnehmen. In der Puppe wird die vollständige Umwandlung (Metamorphose) zum Vollinsekt meist innerhalb weniger Tagen beendet.

Schlupf
Mit dem Abschluss der Metamorphose reißt die Puppenhaut auf und die ausgewachsene Stechmücke schiebt sich innerhalb von 15 Minuten aus der Hülle. Nach dem Schlupf verbringen Stechmücken eine kurze Zeit an der Wasseroberfläche, bis das Exoskelett ausgehärtet und die Flügel komplett getrocknet sind. Nach ungefähr zehn Minuten sind die adulten Stechmücken bereits zu kurzen Flügen fähig. Nach ungefähr einer Stunde ist die volle Flugfähigkeit erreicht, woraufhin sie losfliegen können.

Paarung
Adulte Stechmücken, genannt Imagines (Singular Imago), sind wenige Stunden nach dem Entschlüpfen aus der Puppe geschlechtsreif. Männliche Stechmücken erkennen potenzielle Partnerinnen an der artspezifischen Frequenz der Flügelschläge. Die Paarung findet meist in Nähe der Brutstätte statt, aus welcher die Imagines stammen. Bei der Begattung überträgt das Männchen in der Samenflüssigkeit Sperma und zusätzlich Hormone, die beim Weibchen die Paarungsbereitschaft mit anderen Männchen verhindern und die Eiablage anregen. Weibliche Stechmücken paaren sich nur einmal im Leben und zehren den Rest ihres Lebens vom übertragenen Sperma. Dieser Vorrat reicht zur Befruchtung von mehreren Eigelegen.

Häufige Fragen
Die Entwicklungsgeschwindigkeit von der Larve zur ausgewachsenen Stechmücke hängt stark von äußeren Faktoren ab, allen voran der Temperatur des Wasserkörpers in dem die Larven und Puppen leben. Je geringer die Temperatur ist, umso langsamer läuft der Stoffwechsel und damit die Entwicklung ab. Besonders wärmeliebende Arten, wie die exotische Asiatische Tigermücke, benötigen für eine zügige Entwicklung warme Wassertemperaturen von 20 °C und höher. Zu hoch darf die Wassertemperatur jedoch nicht werden, denn je nach Art setzt früher oder später ein Hitzestress ein.
Auch die Nahrungsverfügbarkeit spielt eine Rolle, denn ohne Energiezufuhr können die Wachstumsprozesse im Larvenkörper nur verzögert ablaufen.
Andere Faktoren wie Wasserqualität, der Wasserstand in der Brutstätte oder die Anzahl an Larven innerhalb der Brutstätte haben ebenfalls Einfluss.
Alle Stechmücken durchlaufen die oben genannten Entwicklungsstadien. Unterschiede gibt es vor allem, weil sich bestimmte Stechmückenarten an unterschiedliche Lebensräume angepasst haben:
Exotische Stechmücken der Gattung Aedes kleben ihre Eier an Gefäßinnenwände knapp oberhalb der Wasserkante, anstatt ihre Eier auf den feuchten Erdboden zu legen wie heimische Aedes-Arten. Anopheles-Stechmücken wiederum legen ihre Eier einzeln direkt auf die Wasseroberfläche, wo diese durch Schwimmhäutchen stabil gehalten werden. Culex– und Culiseta-Arten bauen mit ihren Eiern stattdessen schwimmende Ei-Schiffchen.
Auch das Larvenstadium kann je nach Stechmückenart leicht variieren: Anopheles-Larven hängen zum Beispiel waagrecht direkt unter der Wasseroberfläche und verankern sich in dieser mit der Brust und dem Hinterleib und besitzen daher kein typisches Atemrohr wie Aedes– oder Culex-Arten.
Mehr dazu kann unter Stechmückenarten nachgelesen werden.
Alle bei uns etablierten Stechmückenarten haben ihre eigene Anpassung an den Winter, wobei fast alle Entwicklungsstadien dabei abgedeckt werden:
Ei-Stadium: Die meisten Aedes-Arten überwintern im Ei-Stadium.
Larven-Stadium: Einige Aedes-Arten, Culiseta– oder auch Anopheles-Arten überwintern im Larvenstadium.
Imago: Als ausgewachsene Stechmücken überwintern einige Culiseta-Arten und alle bei uns heimischen Culex-Arten.
Mehr dazu kann unter Stechmückenarten nachgelesen werden.