Anpassung an speziellen Lebensraum
Dendrotelmen sind isolierte Mikro-Habitate mit schwierigen Lebensbedingungen, welche von ihren Bewohnern eine große Anpassungsfähigkeit verlangen. Die Bedingungen innerhalb der Dentrotelmen sind von Fäulnisprozessen geprägt, die mit einem Sauerstoffdefizit und einem hohen Nährstoffgehalt einhergehen. Während der Abbauprozesse werden aus dem Holz Gerbstoffe (Tannine) freigesetzt. Diese Gerbstoffe kommen in unterschiedlicher Konzentration im Wasser vor und sind für viele Insektenarten äußerst giftig und wirken daher hemmend auf eine Besiedelung der wassergefüllten Baumhöhlen. Baumhöhlenbrütende Stechmückenarten müssen also mit der besonderen Wasserchemie umgehen können.
Extreme Wasserstandschwankungen innerhalb der Dendrotelmen sind ein zweiter Faktor, mit dem dort lebende Stechmückenarten zurechtkommen müssen. Abhängig von Verdunstung, Niederschlägen und Gesamtvolumen der wassergefüllten Baumhöhlen kann es zum regelmäßigen Trockenfallen der Brutstätte kommen. Baumhöhlenbrütende Stechmückenarten haben hierfür entsprechende Anpassungen entwickelt, wie etwa eine hohe Entwicklungsrate der Larven, eine Schlupfhemmung während der heißeren Sommermonate oder die Ablage trockenresistenter Eier. Diese Anpassungsstrategien ermöglichen die Besiedlung dieser speziellen Form von periodischen Kleinstgewässern.
Selten und nur lokal häufig
Dendrotelmen treten fast nur an älteren Laubbäumen oder bestimmten Baumarten auf. Die Anzahl der nutzbaren Dendrotelmen ist also von der Waldstruktur und Bewirtschaftung abhängig und oft sehr gering. Außerdem ermöglicht das geringe Wasservolumen innerhalb dieser räumlich begrenzten Kleinstbrutstätten lediglich das gleichzeitige Aufwachsen einer beschränkten Anzahl an Stechmückenlarven. Auf Baumhöhlen spezialisierte Stechmückenarten erreichen daher in natürlichen Lebensräumen eher geringe Populationsdichten und treten hier eher selten, oft nur sehr lokal, plageerregend in Erscheinung. Lediglich in Wäldern mit naturbelassenen alten Laubbaumbeständen kann es aufgrund der größeren Anzahl an Dendrotelmen zu Populationen mit höherer Individuendichte kommen.