Kulturfolger

Stechmücken werden als Kulturfolger bezeichnet, wenn sie sich an die landschaftsverändernden Maßnahmen im Bereich von menschlichen Siedlungen angepasst haben oder sogar von diesen profitieren und dem Menschen in seine Kulturlandschaft folgen.

Kulturfolger Icon.

Brutstättenvielfalt

Stechmückenarten, welche als Kulturfolger angesehen werden, sind bei der Wahl ihrer Brutplätze meist wenig wählerisch. Daher begünstigen im Umfeld von menschlichen Siedlungen vor allem die unterschiedlichen Formen von künstlichen Brutstätten die Entwicklung von kulturfolgenden Stechmückenarten. Diese künstlichen Brutstätten sind oft in hoher Anzahl vorhanden und weisen eine verhältnismäßig zuverlässige Wasserführung und selten natürliche Fressfeinden auf. Grundsätzlich kommt jedes nicht oder nur langsam fließende Kleinstgewässer in Frage, wie zum Beispiel Wasseransammlungen in Regentonnen, Wasserkübeln, Sickerschächten, Vogeltränken, Kanalisationen, Gullys, verstopften Dachrinnen, Blumenuntersetzern und Falten von Abdeckplanen. Einige kulturfolgende Stechmückenarten sind so anspruchslos bei der Wahl der Brutstätte, dass sie selbst kleinste Wasseransammlungen in Getränkedosen, Ameisenfallen und offenen Zaunpfählen zur Eiablage nutzen.

Gute Lebenssbedingungen

Neben dem Brutstättenangebot ermöglichen aber auch im Winter geeignete Überwinterungsplätze in Bauwerken und im Sommer höhere Durchschnittstemperaturen in urbanen Bereichen (Wärmeinseln) bestimmten Stechmückenarten eine Etablierung im Umfeld menschlicher Siedlungen. So können durch anthropogene Faktoren die Durchschnittstemperatur im urbanen Bereich mehrere Grad Celsius höher gegenüber dem ländlichen Umland liegen.

 

Massenhaftes Auftreten möglich

Während die meisten kulturfolgenden Stechmückenarten auch in ihren ursprünglichen, natürlichen Lebensräumen höhere Individuendichten erreichen können, finden einzelne Arten nur im Bereich von menschlichen Siedlungen optimale Lebensbedingungen für eine Massenentwicklung und kommen in natürlichen Lebensräumen lediglich in geringen Populationsdichten vor. Dies betrifft insbesondere Stechmückenarten, die aus wärmeren klimatischen Bereichen eingewandert oder durch den Menschen eingeschleppt worden sind. Diese finden im Umfeld menschlicher Siedlungen eher Bedingungen, die ihren höheren Temperaturbedürfnissen entsprechen.

Abhängig vom Grad der Bebauung profitieren die verschiedenen kulturfolgenden Stechmückenarten unterschiedlich stark von den landschaftsverändernden Maßnahmen im Bereich menschlicher Siedlungen. Dies ist vor allem auf die unterschiedlichen Formen und die Anzahl der künstlichen Brutstätten sowie die verschiedenen mikroklimatischen Bedingungen zwischen städtischen, vorstädtischen oder ländlich geprägten Siedlungsgebieten zurückzuführen. So kann mit zunehmenden Bebauungsgrad die Populationsdichten der einen kulturfolgenden Stechmückenarten zu- und bei einer anderen Art hingegen abnehmen.

Die bekanntesten Vertreter der ökologischen Gruppe der Kulturfolger sind neben mehreren Stechmückenarten aus den Gattungen Culex und Culiseta, welche allgemein als „Hausstechmücken“ bezeichnet werden, auch einige neu eingebürgerte invasive Stechmückenarten aus der Gattung Aedes.