Aedes detritus
- Familie Culicidae
- Unterfamilie Culicinae
- Tribus Aedini
- Gattung Aedes
- Untergattung Ochlerotatus
- Art Aedes detritus
Die Stechmückenart Aedes detritus ist vergleichsweise unauffällig gefärbt und besitzt keinerlei Ringelung an den Beinen oder ausgeprägte Schuppenlinien auf dem Vorderkörpers [1]. Insgesamt kann man die Weibchen der Art kaum mit denen von anderen Stechmückenarten verwechseln [1]. Selbst zu allen anderen Arten der Untergattung Ochlerotatus kann Aedes detritus leicht an der Färbung des Hinterleibes (Abdomen) und der fehlenden Ringelung der Fußglieder (Tarsen) unterschieden werden [2].
Besondere Merkmale:
Der Kopf der Larven von Aedes detritus ist breiter als lang [2]. Die Antennen sind kurz, etwa halb so lang wie der Kopf, mäßig bestachelt und leicht gebogen [2]. Larven der Art sind leicht zu bestimmen, sodass nur Schwierigkeiten bei beschädigten Exemplaren auftreten [1], denn Larven von Aedes detritus besitzen mehr als 40 Striegelschuppen. Die Larven nur weniger anderer Stechmückenarten besitzen eine ebenfalls so große Anzahl, von diesen ist Aedes detritus aber leicht anhand der mehrteiligen, am Kopf ansetzenden Frontalhaare einfach zu unterscheiden [1].
Die Larvenentwicklung von Aedes detritus findet fast ausschließlich in salzreichen Gewässern statt [3]. Im Süßwasser kann die Art nur zufällig durch vereinzelte Exemplare gefunden werden [1]. Brutgewässser sind Überschwemmungswiesen, versumpfte Senken, Tümpel, Moore und Entwässerungsgräben in Küstennähe oder im Bereich von oberflächennahen Binnensalzlagerstätten [1]. Larven von Aedes detritus konnten selbst in Gewässern mit einem Salzgehalt von 52 g Salz pro Liter (Vergleich Nordsee: 35 g/l) gefunden werden [1].
Die Weibchen legen ihre Eier in den feuchten Boden am Rande von geeigneten Brutgewässern, wo nach der nächsten Überflutung durch salzhaltiges Wasser die Larven schlüpfen [3]. Aedes detritus ist eine multivoltine Stechmückenart [4], welche abhängig von den Witterungsbedingungen bis zu drei Generationen pro Jahr erfolgreich entwickeln kann [1]. Die Überwinterung erfolgt gewöhnlich im Eistadium [2], wobei ein Schlupf von Erstlarven im Vergleich zu anderen Aedes-Arten noch verhältnismäßig spät, erst im September erfolgt [1]. Spät im Jahr geschlüpfte Larven entwickeln sich dabei nur bis zum vierten Larvenstadium und können in nicht austrocknenden Brutstätten bis zum nächsten Frühjahr erfolgreich überwintern [2]. Die Larven erscheinen recht früh im Jahr ab einer Wassertemperatur von ungefähr 10 °C [1].
Aedes detritus ist eine Stechmückenart der Paläarktis, welche in Europa und Nordafrika fast entlang der gesamten Meerküstenlinie häufig zu finden ist [2]. In salzhaltigen Bereichen im küstenfernen Inland von Europa und Südostasien kommen lediglich verstreute Einzelpopulationen der Art vor [2].
Auch in Deutschland bestimmt die enge Bindung an salzhaltige Biotope die Verbreitung von Aedes detritus, weshalb hauptsächlich die Küstengebiete der Nord- und Ostsee große Vorkommen aufweisen [1]. Doch auch im Landesinneren von Deutschland kann die Art im Umfeld von Salzlagerstätten lokal gefunden werden [2].
Die Weibchen von Aedes detritus sind aggressive Blutsauger [1] mit einem großem Blutwirtsspektrum [4]. Der Mensch wird bereitwillig und oft in großer Anzahl angeflogen [2]. Die Art sticht vorwiegend in den Dämmerungsphasen [5] und fliegt nicht gezielt in Gebäude ein [2].
Im Bereich von Küstengebieten kann Aedes detritus große Populationen aufbauen und zu sehr starker Stichbelästigung bei Menschen führen [4]. So gilt Aedes detritus zusammen mit Aedes caspius als der Hauptlästling in europäischen Küstengemeinden [2]. Aufgrund des hohen Wandertriebes der Art kann es noch mehrere Kilometer weit entfernt von den Larvenbrutstätten zu einer Stichbelästigung durch Aedes detritus kommen [1].
Aedes detritus ist ein kompetenter Vektor für das West-Nil-Virus und das Japanische Enzephalitis‐Virus [4]. Weiterhin konnten in Freilandfängen der Art Tahyna-Viren und Usutu-Viren nachgewiesen werden [6].
Aufgrund des breiten Blutwirtsspektrums gilt Aedes detritus als potenzieller Brückenvektor für Arboviren (Akronym für arthropode-borne viruses; „von Arthropoden getragene Viren“), solche mit Vögeln als Zwischenwirt eingeschlossen [4].
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