Aedes vexans
- Familie Culicidae
- Unterfamilie Culicinae
- Tribus Aedini
- Gattung Aedes
- Untergattung Aedimorphus
- Art Aedes vexans
Aedes vexans ist eine mittelgroße Stechmückenart [1] mit einer insgesamt bräunlichen bis goldbräunlichen Färbung [2]. Im Vergleich zu anderen europäischen Aedes-Arten mit geringelten Beinen wie zum Beispiel Aedes annulipes, Aedes cantans oder Aedes flavescens, sind die Ringe an den Beinen von Aedes vexans deutlich schmaler [3].
Besondere Merkmale:
Der Kopf der Larven von Aedes vexans ist breiter als lang [4]. Die Antennen sind kurz [4], weniger als halb so lang wie der Kopf [3]. Die Mundbürste ist am Ende auffällig gekämmt [4]. Das Atemrohr (Siphon) der Larven von Aedes vexans ist mäßig schlank [2]. Der Zahnkamm (Pekten) besteht aus 13-18 Einzelzähnen, von welchen die letzten beiden Zähne deutlich größer sind und isoliert stehen [3]. Der Haarbüschel sitzt deutlich über der Mitte des Atemrohres [2].
Aedes vexans ist eine Wiesenstechmücke [4], welche die Überschwemmungsbereiche von Gewässern mit fluktuierenden Wasserständen als Brutstätten nutzt [1]. Larven der Art können vor allem in besonnten Bereichen von überschwemmten Wiesen, Flüssen, Rieselfeldern, Wassergräben, Reisfeldern, Sümpfen, Trockenmooren, Brackwasserwiesen der Küsten und Regenrückhaltebecken gefunden werden [5]. Bevorzugte Brutstätten von Aedes vexans sind natürliche temporäre Gewässer, welche nur wenige Tage bis Wochen Wasser führen [1]. Sehr selten werden wassergefüllte künstliche Behälter als Brutstätte genutzt [5].
Aedes vexans ist eine polyzyklische Stechmückenart, welche mehrere Generationen pro Jahr ausbildet [4]. Die Larven schlüpfen in großer Anzahl, gewöhnlich sehr spät im Frühjahr bei Wassertemperaturen von 14-16 °C [4]. Je nach Wassertemperatur kann die Larvenentwicklung schon nach einer Woche abgeschlossen sein [3]. Die maximale Lebenspanne der adulten Individuen ist mindestens 113 Tage, wodurch sich mehrere Generationen der Art innerhalb eines Jahres überlappen und unter optimalen klimatischen Bedingungen sehr große Populationen aufgebaut werden können [5]. Die Weibchen von Aedes vexans legen ihre Eier am Rande von Gewässern im Bereich von ehemaligen Überschwemmungsflächen direkt auf den Boden, zwischen Moose und Gräser ab [4]. Nach der innerhalb von 4-8 Tagen abgeschlossenen Embryonalentwicklung [4] kann die schlüpfbereite Larve innerhalb der Eihülle selbst im trockenen Boden bis zur nächsten Überflutung der Brutstätte bis zu drei Jahre überdauern [5]. Die Überwinterung erfolgt im Eistadium [1].
Aedes vexans ist eine der weltweit am weitesten verbreiteten Stechmückenarten und die einzige Art der Untergattung Aedimorphus in Nord- und Südamerika sowie in Grönland [5]. In Europa ist die Stechmückenart in fast jedem Land zu finden [3]. Aedes vexans ist in ganz Deutschland verbreitet und in feuchtgründigen Wiesengebieten oder Überschwemmungszonen örtlich häufig bis massenhaft anzutreffen [4].
Weibchen von Aedes vexans sind bei der Wahl ihres Wirtes nicht wählerisch und stechen jeden verfügbaren Blutwirt [5]. Der Stich erfolgt vorwiegend in den Abend- und Morgenstunden, besonders an warmen Tagen mit hoher Luftfeuchtigkeit, vor und nach Gewittern und an warmen Regentagen [4].
Die Stechmückenart gilt vor allem bei höheren Populationsdichten als starker Lästling des Menschen [1]. So gehört Aedes vexans zu den entlang des Rheins umgangssprachlich als „Rheinschnaken“ bezeichneten Stechmückenarten, welche durch ihr massenhaftes und plageerregendes Auftreten zur Gründung der KABS führten. Nach einer Massenvermehrung kommt es oft zu weiten Wanderungen, die selbst in weit von den Brutplätzen entfernten Gebieten zu starken Plagen führen können [4]. Dabei verbreitet sich Aedes vexans nicht nur im Freiland, sondert wandert auch in Dörfer und Städte ein und wird dort in Parks und selbst in Häusern lästig [4]. In den gemäßigten Breiten ist Aedes vexans sehr oft die am meisten lästig in Erscheinung tretende Stechmückenart [3].
Aedes vexans ist nachweislich ein zuverlässiger Vektor für das Tahyna-Virus [3]. In Freilandfängen der Art konnten das Batai-Virus, das Usutu-Virus und das Zika-Virus nachgewiesen werden [1]. Der Nachweis einer möglichen Übertragung des Chikungunya-Virus, des West-Nil-Virus und des Zika-Virus konnte im Labor experimentell erbracht werden [1]. Weiterhin ist Aedes vexans möglicherweise an der Übertragung des Bakteriums Francisella tularensis beteiligt [1], welches der Erreger der als Hasenpest bezeichneten Tularämie ist und auch auf den Menschen übertragen werden kann [6].
Schaffner F., Weigand A., Ries C. (2023). – Atlas and catalogue of the mosquitoes (Diptera, Culicidae) of Luxembourg. Ferrantia 87, Musée national d’histoire naturelle, Luxembourg, 117 p.
Zittra C. (2012): Bestimmungsschlüssel der Culiciden (Insecta: Diptera) im Nationalpark Donau-Auen – Nationalpark Donauauen – Wissenschaftliche Reihe 27: 1 – 44.
Becker, N. et al. (2010). Mosquitoes and their control. Berlin, Dordrecht, New York: Springer-Verlag.
Mohrig W. (1969). Die Culiciden Deutschlands. Untersuchungen zur Taxonomie, Biologie und Ökologie der einheimischen Stechmücken, Parasitologische Schriftenreihe 18. Gustav Fischer Verlag, Jena.
Wilkerson, R. C., Linton, Y., Strickman, D. (2021). Mosquitoes of the World. USA: Johns Hopkins University Press.
Kohlmann R., Geis G., Gatermann S.G. (2014). Die Tularämie in Deutschland. Dtsch med Wochenschr.139(27):1417-1422.