Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage e.V.

 

 

 

 

 

 

              Biologische Stechmückenbekämpfung am Oberrhein

 
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Aktualisiert: 15.03.2015   

Tigermücken in Südwestdeutschland - Das Überwachungsprogramm für invasive Stechmücken 2005-2014

 

 

Weibchen der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) auf Liguster (Ligustrum vulgare) sitzendGlobaler Handel und zunehmende Mobilität des Menschen haben vor dem Hintergrund klimatischer und ökologischer Veränderungen zu einer raschen Ausbreitung von verschiedenen Stechmückenarten aus ihren angestammten Gebieten über fast alle Kontinente geführt.

 

Von allen bekannten invasiven Stechmücken gilt die Asiatische Tigermücke Aedes albopictus (Skuse, 1894) als die erfolgreichste Art. Ausgehend von Südostasien hat sich diese Spezies innerhalb der letzten vier Jahrzehnte in Teilen Nord-, Mittel- und Südamerikas, Afrikas und Europas etabliert. Die hohe Vektorkompetenz der Asiatischen Tigermücke für verschiedene humanpathogene Viren, wie z. B. Dengue- und Chikungunyavirus und ihre Fähigkeit sich rasch an neue Verhältnisse anzupassen, stellen eine ernsthafte Bedrohung für das öffentliche Gesundheitswesen in Europa dar.

 

Nach ihrer Einschleppung nach Italien 1990 durch den internationalen Gebrauchtreifenhandel und ihrer Weiterverbreitung entlang des Mittelmeeres, insbesondere durch den privaten und öffentlichen Verkehr, häuften sich in den letzten Jahren Aedes albopictus-Funde in nördlicher gelegenen Regionen Europas.

So erfolgte 2007 im Rahmen einer Doktorarbeit der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Stechmückenplage e.V. (KABS) auf einem Parkplatz entlang der Autobahn A5 in der Nähe von Weil am Rhein der Erstnachweis für Deutschland. In den Folgejahren gab es im benachbarten europäischen Ausland vermehrt Funde der Asiatischen Tigermücke.

Daher wurde vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) 2011 ein bundesweites Projekt gestartet mit dem Ziel, mögliche Importwege exotischer Mücken nach Deutschland aufzudecken und das Risiko ihrer Etablierung vor dem Hintergrund des Klimawandels in Deutschland abzuschätzen. Neben Autobahnen und Speditionen wurden auch Flug-, See- und Binnenhäfen, Güterbahnhöfe und der Blumengroßhandel in die Untersuchung mit einbezogen. Übersichtskarte des Untersuchungsgebietes

 

Unter der Koordination des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg (BNITM) war die KABS zunächst mit der Überprüfung der Bundesautobahnen A5 und A6 in Südwestdeutschland beauftragt. Beide Trassen stellen wichtige Anbindungen an Länder dar, in denen die Tigermücke bereits etabliert ist.

Die Autobahn A5 verbindet dabei als Teil der Europastraße 35 Italien mit dem Westen Europas und ist hoch frequentiert, was sowohl den Personen-, als auch den Güterverkehr betrifft. In Italien befindet sich außerdem die höchste Tigermückendichte Europas. Da die Tiere sehr aggressiv gegenüber den Menschen sind, folgen sie diesen auch in die Pkw, Lkw und in die Wohnwägen. Somit besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass diese Mücken von Urlaubern oder Berufskraftfahrern bei der Rückfahrt nach Deutschland als blinde Passagiere mitgenommen und bei Zwischenstopps (z.B. Raststätten) oder an den Endstationen freigesetzt werden.
Im Falle der Autobahn A6 sind es Tigermücken aus etablierten Populationen entlang der Côte ď Azur in Südfrankreich und aus den Küstenregionen Kataloniens im Osten Spaniens, die auf gleiche Art und Weise über die Europastraße 15 und anderer Fernstraßen zu uns nach Deutschland verschleppt werden könnten.


Das 1. Beprobungsjahr 2012 – Methode und Ergebnisse

 

Im ersten Untersuchungsjahr 2012 wurden im Zeitraum von April bis Oktober jeweils 4 grenznahe Raststätten bzw. Autohöfe pro Autobahn in 2-wöchigem Rhythmus mit CO2-Saugfallen (BG-Sentinel, Biogents ® ) und Eiablagefallen (Ovitraps) beprobt.

Bei den BG-Sentinel Fallen handelt es sich um Adultfallen, die Weibchen auf der Suche nach einem Blutwirt anlocken und in ein Fangnetz im Inneren des Fallenkörpers einsaugen. Als Attraktans wird dabei das Duftpaket Lure (Biogents®) des Herstellers verwendet, das in hoher Konzentration Duftstoffe beinhaltet, wie sie auch vom menschlichen Körper über die Haut nach außen abgesondert werden, dazu gehören u.a. Milchsäure, Ammoniak und verschiedene Fettsäuren.

Als zusätzlicher Lockstoff wird für 24 Stunden vor der Beprobung CO2 (500g/Tag) freigesetzt, um möglichst frische Tiere in den Fangnetzen vorzufinden. Für stechbereite Weibchen ist zusätzlich die kontrastreiche Färbung im Bereich des Einfluglochs von Eiablagefalle - OvitrapBedeutung.Pro Standort wurde eine dieser Adultfallen aufgebaut, möglichst nahe an die potenziellen Freisetzungsstellen (Parkplätze) heran.

 

Bei den Eiablagefallen handelt es sich um schwarze Kunststoffbecher, die mit einer Standardheuaufgusslösung gefüllt und einem Masonite -Holzstäbchen bestückt sind. Eiablagebereite Weibchen werden zunächst durch die Ausdünstungen des Heuaufgusses angelockt, erkennen dann in der Falle eine natürliche Brutstätte (Baumhöhle) und legen auf der rauen Seite des Holzpaddels ihre Eier in die Vertiefungen. Von diesem Fallentypus wurden pro Standort mindestens 3 in typischen Stechmückenruhezonen positioniert, wie z.B. dem angrenzenden Gebüsch der Parkplätze.

 

Nach der Beprobung kamen Fangnetze und Stäbchen zur weiteren Untersuchung ins Labor. Hier wurden die adulten Stechmücken vom Beifang getrennt, die Culiciden, soweit möglich, morphologisch bis zur Art bestimmt und die Exoten bzw. Verdachtsfälle zum DNA-Sequenzabgleich ins Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin nach Hamburg geschickt. Holzstäbchen mit Stechmückeneiern wurden geflutet und die geschlüpften Larven möglichst bis zum Adultstadium groß gezogen.

 

Im ersten Beprobungsjahr 2012 konnten an einer Raststätte an der Autobahn A5 im südlichen Baden-Württemberg im Zeitraum von August bis Oktober insgesamt acht Aedes albopictus-Weibchen gefangen werden.
Die genetische Untersuchung dieser Mücken deutet auf eine enge verwandtschaftliche Beziehung der Tiere hin, damit gilt eine Reproduktion vor Ort als wahrscheinlich. Eier und Larven der Tigermücke konnten, auch nach einer Erweiterung des Monitorings im Umfeld der Fundstelle, jedoch nicht nachgewiesen werden. Zusätzlich wurden an zwei anderen Standorten derselben Autobahn insgesamt sieben Adulte der Japanischen Buschmücke - Ochlerotatus japonicus japonicus (Theobald, 1901) gefunden. Diese Stechmückenart ist seit 2008 in Deutschland nachgewiesen und inzwischen, insbesondere in Baden-Württemberg, weit verbreitet und etabliert.

An den Autohöfen und Raststätten der Autobahn A6 konnten 2012 keine Exemplare von Aedes albopictus, Ochlerotatus japonicus oder anderen exotischen Stechmücken entdeckt werden.

 


 

Die Intensivierung des Überwachungsprogramms 2013

 

Aufgrund der Ergebnisse von 2012 wurde im Folgejahr das Überwachungsprogramm ausgebaut. Zum einen wurden im Vergleich zum Vorjahr entlang der Autobahn A5 wesentlich mehr Raststätten und Autohöfe in die Untersuchung mit einbezogen, zum anderen wurden an besonders großen, unübersichtlichen Rastanlagen mehr Eiablagefallen aufgestellt, um einen besseren Überblick über die Situation vor Ort zu bekommen. Zusätzlich erfolgte auch eine Überprüfung von sechs Standorten an der Autobahn A81 südlich von Stuttgart, sodass 2013 insgesamt 22 Standorte mit 98 Fallen beprobt wurden.

 

In der Saison 2013 konnten an den Raststätten und Autohöfen entlang der Autobahnen A6 und A81 keine exotischen Stechmücken gefunden werden. An der intensiv beprobten A5 erwiesen sich allerdings sechs von zwölf untersuchten Standorten als positiv für Aedes albopictus.

Dabei konnten in der Zeit von Mitte Juni bis Ende September insgesamt 14 Adulte und sechs Eigelege mit 149 Eiern nachgewiesen werden, wobei 90% der Funde im August und September gemacht wurden. In diesen Monaten erreichen zum einen die Aedes albopictus - Populationen in Italien ihre höchste Dichte und zum anderen stehen in dieser Zeit durch den Sommerferien-Rückreiseverkehr außergewöhnlich viele Fahrzeuge als Verschleppungsvehikel zur Verfügung. Der nördlichste positive Standort lag mehr als 200 km von der Schweizer Grenze entfernt. Bei wiederholtem Auftreten des Asiatischen Tigermoskitos wurden in einem Umkreis von bis zu 5km um die Fundstelle potentielle Brutstätten überprüft, in keiner Einzigen konnten Entwicklungsstadien von Aedes albopictus entdeckt werden.

 

Die Japanische Buschmücke war 2013 sogar an acht von zwölf beprobten Standorten entlang der A5 anzutreffen. Im Zeitraum von Mitte Juni bis Anfang November gingen insgesamt 29 Adulte ins Netz, die meisten davon nahe der Schweizer Grenze. In diesem Bereich ist die Populationsdichte von Ochlerotatus j. japonicus offensichtlich besonders hoch, so wurden beispielsweise bei der Beprobung der Fallen Mitarbeiter auch wiederholt von Weibchen angeflogen.

Die verwendeten Eiablagefallen sind speziell für Baumhöhlenbrüter wie Aedes albopictus konzipiert. Als typische Rockpool- und Containerbrüter bevorzugen die Weibchen der Asiatischen Buschmücke hingegen etwas größere, offenere Brutstätten. Hieraus erklären sich auch die auffällig wenigen Ei-Nachweise im Verhältnis zu den Adultfängen.

 

Die Fortführung des Projekts 2014: Konzentration auf den Süden Deutschlands

 

Bei der Bilanzierung der ersten beiden Beprobungsjahre zeigte sich, dass Tigermücken ausschließlich über den Verkehrsweg Straße und auch nur nach Bayern und Baden- Württemberg eingeschleppt wurden. Daher konzentriert sich die weitere Untersuchung auf diese beiden Bundesländer und den nachgewiesenen Verbreitungsweg. Das Projekt wird noch bis zum Ende des Jahres 2016 fortgeführt.

In der Saison 2014 wurden nun alle Raststätten und Autohöfe entlang der A5 zwischen Weil am Rhein und Bensheim (Hessen) mit Adult- und Eiablagefallen beprobt (16 Standorte).

Damit standen 270 Autobahnkilometer, beginnend an der Schweizer Grenze, unter Beobachtung. Zusätzlich wurden an der A5 auch alle unbewirtschafteten, kleineren Parkplätze zwischen Weil am Rhein und Heidelberg mit Eiablagefallen bestückt (26 Standorte), wodurch die aktuell gewonnenen Daten mit denen des Monitoringprogramms von 2005 verglichen werden konnten. Nach 2 Jahren Überprüfung ohne Nachweis von exotischen Stechmücken wurden 2014 die Standorte an der Autobahn A6 von der Beprobung ausgespart. Die französischen Kollegen hatten im gleichen Zeitraum auf der anderen Seite der Grenze ebenfalls nur einheimische Stechmücken nachweisen können. Im Jahr 2014 wurden an den beiden Autobahnen A5 und A81 insgesamt 48 Standorte mit 161 Fallen untersucht.

 

Zu Beginn der Saison 2014 konnten auch zwei international operierende Altreifenhändler in das Überwachungsprogramm mit aufgenommen werden.

Der Transport trockenresistenter Eier mit Frachtgut , wie z.B. alten Autoreifen, ist der klassische Verbreitungsweg für exotische Stechmücken. In ihren Heimatländern legen die Weibchen ihre Eier sehr gerne an die Innenseite der Reifen ab. Insbesondere über Container und den Schiffsverkehr ist die Spezies nun in der Lage mithilfe ihrer Eier auch weit entfernte Gebiete, z.B. auf neuen Kontinenten, zu erreichen. In den meist unter freiem Himmel lagernden Reifen kann sich nach kräftigen Regenfällen Wasser ansammeln. In diesen, sich rasch erwärmenden, Kleinstbrutstätten können sich dann die geschlüpften Larven innerhalb von wenigen Tagen zum fertigen Fluginsekt entwickeln. An jedem Standort wurden zwei Adultfallen aufgestellt und regelmäßig Larvenproben genommen.


Altreifenlager


Nach längerer Trockenheit wurden zusätzlich jeweils sieben Eiablagefallen aufgestellt. Über die gesamte Saison 2014 konnten auf den Firmen geländen beider Altreifenhändler ausschließlich einheimische Stechmücken gefunden werden. Insgesamt wurden im Jahr 2014 an 15 positiven Standorten entlang der A5 im Zeitraum von Juni bis November zwölf erwachsene Tiere sowie 21 Eigelege mit fast 500 Eiern der Asiatischen Tigermücke nachgewiesen.

 

Damit konnten an gut einem Drittel aller beprobten Standorte Aedes albopictus-Eigelege und/oder erwachsene Tiere gefunden werden, erstmals auch auf der Gemarkung von vier KABS- Mitgliedsgemeinden. Darüber hinaus gab es zum ersten Mal während dieser Untersuchung einen Anflug eines Aedes albopictus-Weibchens an einem Autohof. Des Weiteren gibt es Hinweise, dass es während der Sommermonate bereits an mehreren Standorten zu einer Reproduktion gekommen ist. Außer an einem Standort wurden allerdings alle Nachweise erst im Zeitraum von August bis Oktober/November gemacht, was daraufhin deutet, dass eine erfolgreiche Überwinterung mithilfe diapausierender Eier bislang nicht oder in nur sehr geringem Umfang stattfand.

 

Wie bereits im Jahr zuvor, mehrten sich auch in der Saison 2014 die Funde der Japanischen Buschmücke an den Autohöfen und Rastanlagen der A5. Erstmalig konnten auch an zwei Standorten entlang der Autobahn A81 Oc. j. japonicus-Weibchen dokumentiert werden. An 24 von 48 untersuchten Parkplätzen, Raststätten und Autohöfen wurden im Zeitraum von Mai bis November insgesamt 236 erwachsene Tiere und 18 Eigelege mit 653 Eiern nachgewiesen. Die meisten Funde stammen nach wie vor aus dem südlichsten Bereich des Untersuchungsgebiets, nahe der Schweizer Grenze. Diese exotische, aber nicht tropische Art bevorzugt kühlere, beschattete Regionen, wie z.B. den Schwarzwald oder die Schwäbische Alb und ist dort in größeren Populationsdichten weit verbreitet. Nach den Untersuchungsergebnissen der letzten Jahre tritt sie nun aber auch zunehmend in der Oberrheinebene in Erscheinung. Da sich diese Art im Vergleich mit Aedes albopictus deutlich weniger aggressiv gegenüber dem Menschen verhält, folgt sie ihm wohl auch nur eher selten in die Fahrzeuge und wird daher nur in sehr geringem Umfang auf diese Art und Weise verschleppt. Die jährlich stetig zunehmenden Nachweise dürften daher zum allergrößten Teil auf Zuwanderung aus benachbarten besiedelten Waldgebieten beruhen.

 

 

Vergleich der Ergebnisse über die Jahre - Entwicklungstrends

 

Seit Beginn des Projekts wurde die Auswahl der beprobten Standorte immer wieder den jeweiligen Saisonergebnissen angepasst, um bevorzugte Einschleppungswege frühzeitig zu identifizieren und das Risiko einer Etablierung und Weiterverbreitung möglichst schnell und umfassend beurteilen zu können. So wurde die Untersuchung entlang der A6 im Jahr 2014 ausgesetzt, da an dieser Autobahn in den Jahren zuvor ausschließlich einheimische Stechmücken nachgewiesen werden konnten. Die Überwachung an der offensichtlich sehr interessanten A5 wurde immer weiter intensiviert und ab 2013 konnten auch Standorte an der A81, südlich von Stuttgart, in die Überprüfung mit einbezogen werden. So sinnvoll diese Veränderungen auch waren, sie erschweren den direkt en Vergleich der Gesamtergebnisse der letzten Jahre. Daher wurden die Ergebnisse der ersten vier, seit 2012 ununterbrochen beprobten Raststätten verglichen, um mögliche Entwicklungstrends an diesen Standorten aufzuzeigen.

 

Im Jahr 2014 konnte nun an allen vier Standorten Aedes albopictus nachgewiesen werden. Während die Anzahl der erwachsenen Tiere im Beobachtungszeitraum ungefähr konstant blieb, ist in der Saison 2014 die hohe Anzahl an Eigelegen an den vier Raststätten besonders auffällig. Die Japanische Buschmücke konnte bereits 2013 an allen vier Standorten dokumentiert werden, dabei erhöhten sich die Adultfangraten von Jahr zu Jahr um ein Vielfaches. Im Jahr 2014 wurden an diesen vier Raststätten auch zum ersten Mal mehrere Eigelege entdeckt.

 

Beim Monitoring zwischen den Jahren 2005 und 2009 wurden an den Parkplätzen und Rastanlagen ausschließlich Eiablagefallen eingesetzt, um invasive Stechmücken nachzuweisen. Zum Vergleich der damaligen Ergebnisse mit den aktuellen Resultaten konnten auch nur diejenigen Eiablage-Funde von 2014 berücksichtigt werden, die an denselben Standorten mit der gleichen Anzahl von Ovitraps wie damals nachgewiesen wurden. Während des 5-jährigen Monitorings zwischen den Jahren 2005 und 2009 konnte lediglich ein Eigelege mit fünf Eiern der Asiatischen Tigermücke an einem Parkplatz in der Nähe von Weil am Rhein nachgewiesen werden. Im Gegensatz dazu waren allein im Jahr 2014 zwölf Standorte Aedes albopictus -positiv. Insgesamt wurden 20 Eigelege mit über 470 Eiern entdeckt. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass sich die Situation hinsichtlich des Vorkommens der Asiatischen Tigermücke in der Oberrheinebene in den letzten Jahren deutlich verändert hat.

 

 

Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse, Bewertung und Konsequenzen

 

Die Japanische Buschmücke Ochlerotatus j. japonicus wurde zum ersten Mal in Deutschland 2008, am Hochrhein, in der Nähe der Schweizer Grenze, nachgewiesen. Inzwischen ist sie in Baden-Württemberg weit verbreitet, etabliert und ein fester Bestandteil der heimischen Stechmückenfauna. Darüber hinaus ist sie mittlerweile auch in anderen Bundesländern (Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen) gefunden worden.

 

Die Japanische Buschmücke ist in ihren Heimatländern ins besondere in den gemäßigten Klimazonen verbreitet, so dass diese konkurrenzstarke Art nach ihrer Einschleppung in Deutschland schnell Fuß fassen und sich rasch ausbreiten konnte. Da sie sich aber offensichtlich wenig aggressiv gegenüber dem Menschen verhält, wird ihr Gefahren- und Belästigungspotenzial als gering eingestuft, demzufolge sind derzeit auch keine Bekämpfungsmaßnahmen geplant.

 

Die Asiatische Tigermücke Aedes albopictus wird wiederholt und in größerer Zahl aus Südeuropa nach Süddeutschland eingeschleppt. Für die Weiterverbreitung innerhalb Europas scheint insbesondere der Weibchen der Japanischen Buschmücke (Ochlerotatus japonicus)Verkehrsweg Straße von größter Bedeutung zu sein. In Bezug auf Deutschland kommt dabei der vielbefahrenen, in der klimatisch begünstigten Oberrheinebene verlaufenden, Autobahn A5 offensichtlich eine Schlüsselrolle zu. Falls in den Sommermonaten die Bedingungen im Bereich der Freisetzungsstellen günstig sind (feucht- warme Witterung) können sich die Tiere vor Ort eine Zeit lang halten und Eier ablegen, aus denen sich dann auch wieder fortpflanzungsfähige Nachkommen entwickeln. In der Saison 2014 wurden Ende September/Oktober in Freiburg und Mitte November in Straßburg brütende Tigermücken nachgewiesen. Allerdings hat es Aedes albopictus in der Oberrheinebene bislang offensichtlich noch nicht geschafft, größere stabile Populationen während des Sommers aufzubauen oder sich hier gar zu etablieren. Es gibt derzeit auch noch keine sicheren Hinweise darauf, dass die Art mit Hilfe ihrer kälte- und trockenresistenten Eier den heimischen Winter bereits überdauert hat. Für eine abschließende Beurteilung der weiteren Entwicklung dieser Art in Deutschland ist der Beobachtungszeitraum allerdings auch noch viel zu kurz. Es bedarf weiterer intensiver Überwachung und begleitender Forschung, um das Potenzial ihrer Ansiedlung in zunächst klimatisch begünstigten Regionen, wie z.B. der Oberrheinebene und gegebenenfalls ihrer möglichen Weiterverbreitung innerhalb Deutschlands besser abschätzen zu können.

 

In unserer heutigen Welt können nicht nur Menschen oder Stechmücken, sondern auch Viren und andere Pathogene große Distanzen in kürzester Zeit zurücklegen. Falls sich die Asiatische Tigermücke in Zukunft tatsächlich in Deutschland etablieren kann, wird es enorm wichtig sein, ihre Populationsdichten möglichst niedrig zu halten. Dadurch würde sich die Wahrscheinlichkeit reduzieren den Menschen zu stechen und damit auch die Gefahr virale Erkrankungen auf ihn zu übertragen. Die Ergebnisse zeigen, dass für die Oberrheinebene die Gefahr einer Etablierung der Asiatischen Tigermücke innerhalb der nächsten Jahre besteht. Dabei ist die erste Phase bei der Etablierung einer neuen Art zunächst durch eine nur langsame Zunahme der Populationsdichte und durch eine niedrige Ausbreitungsgeschwindigkeit gekennzeichnet. In dieser Phase, in der wir uns möglicherweise gerade befinden, ist ein rasches, zielgerichtetes Eingreifen oft erfolgreich, um eine explosionsartige Vermehrung und eine schnelle Verbreitung dieser Spezies zu unterbinden.

 

Daher hat die KABS in Zusammenarbeit mit der GFS/IfD ein Programm aufgelegt, um im Frühjahr 2015 die betroffene Bevölkerung über Maßnahmen zur Brutstättenvermeidung bzw. –beseitigung zu informieren, das Teil eines Gesamtkonzepts zur Bekämpfung der Tigermücke darstellt. Darüber hinaus sollen verdächtige Stechmücken erkannt, gemeldet und zugeschickt werden können, damit mögliche Ausbreitungsherde frühzeitig erkannt und zeitnah reagiert werden kann. Bei wiederholtem Nachweis von Eigelegen, Larven oder Adulten sowie bei Anflügen der Asiatischen Tigermücke wird unverzüglich ein erweitertes Monitoring durchgeführt, das umfangreiche Kontroll- und Behandlungsmaßnahmen potenzieller Brutstätten umfasst.

 

 

PDF Ausfürliche Beschreibung des Projekts mit weiteren Bildern und graphischen Darstellungen der Ergebnisse

 

 


Weitere Infos über die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) und die Japanische Buschmücke (Ochlerotatus japonicus) finden Sie hier --> INFO

 

 




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