Aedes albopictus
- Familie Culicidae
- Unterfamilie Culicinae
- Tribus Aedini
- Gattung Aedes
- Untergattung Stegomyia
- Art Aedes albopictus
Die Asiatische Tigermücke gehört mit einer Größe von 3,5 mm bis 8 mm [1] zu den kleinen bis mittelgroßen Stechmückenarten [2]. Besonders durch ihre tiefschwarze Färbung [3] lassen sich Exemplare der Art von anderen Stechmücken unterscheiden. Dabei entsteht das tigerartige Aussehen [4] durch silber-weiße Schuppen, welche eine auffällige Musterung [5] mehrerer Körpersegmente hervorrufen.
Besondere Merkmale:
Die Larven der Asiatischen Tigermücke fallen besonders durch ihr kurzes, breites und dunkles Atemrohr auf. Der Kopf besitzt eine mittelbraune Färbung und setzt sich optisch vom etwas helleren Körper ab. Kopf und Brustabschnitt besitzen ungefähr die gleiche Breite. Die Brust und der Hinterleib sind nur spärlich von Borsten übersäht [6]. Der Zahnkamm verläuft geschlossen von der Basis des Atemrohres bis fast zum mittig sitzenden Siphonalbush [2].
Die Asiatische Tigermücke ist eine ursprüngliche Waldstechmücken-Art die in Phytotelmen (Wasseransammlungen in Vertiefungen und Aushöhlungen von Pflanzen) brütet [7]. Sie hat sich durch die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums (Tropen Südostasiens) zu einem “Kulturfolger” des Menschen entwickelt. Neben natürlichen Brutstätten wie Baumhöhlen, Bambusstümpfen, Kokosnussschalen, Schneckenhäusern oder Blattachseln [8], greift Aedes albopictus auch auf nahezu alle Formen künstlicher Brutstätten zurück wie Altreifen, Regentonnen, Blumentopfuntersetzer oder weggeworfene Flaschen und Becher [9].
Je nach Lage der Brutstätten, kann sich das Habitat der Asiatischen Tigermücke von Wäldern und ländlichen Regionen [10] bis hin zu suburbanen und urbanen Stadtgebieten erstrecken, wobei sie in urbanen Bereichen meist in größerer Dichte anzutreffen ist [11].
Selbst kleinste Wasseransammlungen, wie in dieser weggeworfenen Kaffeetasse, werden von Aedes albopictus als Brutstätten genutzt.
Typische menschengemachte Brutstätten, die häufig von der Asiatischen Tigermücke zur Eiablage genutzt werden, sind Regentonnen.
Auch unterirdische Wasseransammlungen wie in Hofgullys, werden von der Asiatischen Tigermücke als Brutstätte angenommen.
Die Asiatische Tigermücke stammt ursprünglich aus Südostasien [10] und ist dort eine der häufigsten und am weitesten verbreiteten Stechmückenarten [5]. Ende des 20. Jahrhunderts gelang der Art innerhalb weniger Jahrzehnte eine erstaunliche Expansion ihres Verbreitungsgebietes [10]. Hierbei spielen vor allem der internationale Handel mit Gebrauchtreifen [13] und Pflanzen [14] eine wichtige Rolle, jedoch ist generell eine Verschleppung der Art in Frachtcontainern möglich [15]. Über kürzere Distanzen kann eine Verbreitung der Asiatischen Tigermücke über den Straßenverkehr durch Mittransport in Lkws und Pkws erfolgen [16].
In Europa wurde die Asiatische Tigermücke das erste Mal 1979 in Albanien nachgewiesen [9]. Eine zweite bedeutendere Einschleppung erfolgte 1990 in Italien durch aus den USA importierte Altreifen in die Hafenstadt Genua [17]. Innerhalb weniger Jahre breitete sich die Art in Europa weiter aus und wurde bisher schon in mindestens 27 Ländern gefunden [18].
In Deutschland wurde die Asiatische Tigermücke erstmals 2007 an einem Rastplatz an der Bundesautobahn A5 im Landkreis Lörrach, Baden-Württemberg nachgewiesen [19]. In den darauffolgenden Jahren häuften sich die Tigermückenfunde in Deutschland, wobei der Ausbreitungsschwerpunkt der Art vor allem in der in Südwestdeutschland gelegenen Oberrheinischen Tiefebene liegt. Dort sind, laut Kenntnisstand der KABS, mittlerweile über 150 lokale Einzelpopulationen der Asiatischen Tigermücke bekannt.
Die Asiatische Tigermücke besitzt ein breites Wirtsspektrum, welches nach Saison und Mikrohabitat variieren kann [20]. Bevorzugt werden Säugetiere gestochen [21], allerdings wurden auch Blutmahlzeiten an Vögeln, Reptilien und Amphibien nachgewiesen [20, 21, 22]. Eine hohe Attraktanz scheint vom Menschen auszugehen [23].
Die Asiatische Tigermücke sticht bevorzugt tagsüber [24] und dies selbst bei hellem Tageslicht [9]. Die höchste Stechaktivität wird eine Stunde nach Sonnenaufgang und eine Stunde vor Sonnenuntergang erreicht [25].
Von Menschen wird das Stechverhalten der Asiatischen Tigermücke als aggressiv empfunden, da sie ihren potenziellen Blutwirt hartnäckig verfolgt und ausdauernd bis zur erfolgreichen Blutaufnahme anfliegt [10]. Dies kann vor allem bei höheren Populationsdichten zu einer starken Belästigung führen [26].
Die Asiatische Tigermücke ist ein kompetenter Vektor (lat. vector; „Träger“) zahlreicher humanpathogener Viren und Filarien und gilt in Südostasien als einer der wichtigsten Krankheitsüberträger [5]. Durch das breite Wirtsspektrum gilt die Art als potenzieller Brückenvektor für zahlreiche Arboviren (Akronym für arthropode-borne viruses; „von Arthropoden getragene Viren“), solche mit Vögeln als Zwischenwirt eingeschlossen [20, 21]. Die Gesamtanzahl der möglichen von Aedes albopictus übertragenen Viren wird mit mindestens 23 angegeben [27, 28].
Bei den meisten von Aedes albopictus übertragbaren Viruserkrankungen lassen bisher jedoch lediglich die im Labor ermittelten Transmissionsraten auf eine mögliche erfolgreiche Übertragung im Freiland schließen.
Eine sichere Beteiligung der Asiatischen Tigermücke am Übertragungszyklus im Freiland konnte bisher für das Dengue-Virus, das Chikungunya-Virus und das Potosi-Virus nachgewiesen werden [29, 30]. Für das West-Nil-Virus scheint dies aufgrund der Nachweise des Virus in Freilandfängen von Aedes albopictus ebenfalls sehr wahrscheinlich [31].
Die Asiatische Tigermücke besitzt die Fähigkeit, einige Viren vertikal von Generation zu Generation über die abgelegten Eier zu übertragen [28]. Es ist jedoch unklar, welche Rolle diese transovarielle Übertragung im Transmissionszyklus der jeweiligen Viren spielt [32]. Zumindest Dengue-Fieber-Viren konnten in im Freiland gesammelten Eiern und Männchen nachgewiesen werden [33, 34].
Neben der Fähigkeit Arboviren zu übertragen, ist die Asiatische Tigermücke auch ein kompetenter Vektor der Herzwurmerkrankung und kutanen Dirofilariose von Hunden. Die Übertragung der beiden Erreger Dirofilaria immitis und Dirofilaria repens wurde sowohl im Labor als auch durch Freilandfängen der Asiatischen Tigermücke nachgewiesen [35, 36].
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