Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage e.V.

 

 

 

 

 

 

              Biologische Stechmückenbekämpfung am Oberrhein

 
  Service
Wir über uns Bekämpfung Umweltverträglichkeit Biologie Forschung Tigermücke
 
 
» Bekämpfung » Warum Bekämpfung?
Aktualisiert: 22.04.2016   

Warum Stechmückenbekämpfung?

Seit Jahrhunderten leiden Menschen, die im Einzugsbereich von Seen- und Flusslandschaften mit ausgedehnte Überschwemmungsflächen leben, unter Stechmückenplagen. Auch die Bürger in den baden-württembergischen, hessischen und rheinland-pfälzischen Rheinanliegergemeinden und den angrenzenden Gebieten litten in den Jahren ohne Stechmückenbekämpfung häufig unter einer nahezu unerträglichen Stechmückenplage, die die Lebensqualität der Menschen stark beeinträchtigte. In stechmückenreichen Jahren war ein Aufenthalt im Freien (z.B. in Park- und Gartenanlagen) in den betroffenen Gebieten nahezu unmöglich, wobei das Ausmaß der Plage die Grenzen des Erträglichen oft weit überstiegt. Daher ist das öffentliche Interesse an der Stechmückenbekämpfung seit jeher im Oberrheingebiet groß.

 

Aufgrund dieser Situation wurde bereits 1910 eine „Vereinigung zur Bekämpfung der Stechmückenplage" gegründet, deren Sitz in Mannheim war. Bereits mehr als 60 Jahre vor der Gründung der jetzt bestehenden Aktionsgemeinschaft wurde also die Eindämmung der Schnakenplage im Interesse der Gesundheit der Menschen und im Interesse der Wirtschaft für notwendig gehalten. Die Bekämpfungsaktionen zielten damals vorwiegend auf die überwin-ternden Hausmücken ab. Daneben wurde versucht, die Larven der Überschwemmungsmücken in den Rheinauen durch die Anwendung von Erdölfraktionen (Saprol) zu bekämpfen. Diese Maßnahmen waren nicht nur unwirksam, sondern auch im höchsten Maße umweltschädigend.

 

Anflugkontrolle mit über 200 Rheinschnaken auf einem für zwei Minuten exponierten ArmIn den Tropen und Subtropen sind Stechmücken Überträger (Vektoren) gefährlicher Krankheiten, wie Malaria, Dengue- und Gelbfieber, lymphatischer Filariosen (Wurmerkrankung) und Encephalitis. In Deutschland haben die Stechmücken als Krankheitsüberträger bisher keine oder eine nur untergeordnete Bedeutung. Gelegentlich kann es durch das Aufkratzen der Quaddeln zu Sekundärinfektionen kommen, teilweise können gar allergische Reaktionen auftreten. Jedoch kann auch eine Übertragung von Krankheiten durch Stechmücken (z.B.- Tahyna-Viren) nicht ausgeschlossen werden und ist sogar wahrscheinlich. Das Tahyna-Virus wurde wiederholt in Aedes-Arten (u.a. in Aedes vexans) nachgewiesen. Eine Infektion führt zu fieberhaften Erkrankungen bei Kindern und Erwachsenen. Auch Tierkrankheiten können durch Stechmücken übertragen werden. Als Beispiel sei hier die durch Anopheles-Mücken übertragene Viruserkrankung Kaninchen-Myxomatose genannt.

 

Besonders schlimm wirken sich die Stechmückenplagen auf das Freizeitverhalten der Menschen im Oberrheingebiet aus, da der eigene Garten oder Freizeitanlagen (z.B. Parkanlagen, Schwimmbäder, Tennisplätze, u.a.) nur eingeschränkt genutzt werden können.

Schon der deutsche Dichter Goethe bekam die Folgen einer Stechmückenmassenentwicklung am Rhein zu spüren. So schrieb er nach einem missglückten Ruderbootausflug mit seiner Geliebten auf eine Rheininsel in seinem Werk "Dichtung und Wahrheit", dass es nicht des Erzengels Gabriel mit dem flammenden Schwert bedürfe, um die Menschen aus dem Paradies zu vertreiben, dafür seien sicher die gar fürchterlichen Stechmücken des Euphrat und Tigris verantwortlich.

Es sprechen aber auch wirtschaftliche Gründe für eine umweltverträgliche Stechmückenbekämpfung. Ökonomische Einbußen sind vor allem im Gaststättengewerbe, Tourismusbranche und bei Naherholungsanlagen sowie im Bereich der Landwirtschaft und Industriebetrieben zu verzeichnen.

 

Durch die starke Massenvermehrung der Stechmücken in hochwasserreichen Jahren ist aus Gründen des Wohles der Allgemeinheit und zur Herstellung von gleichwertigen Lebensbedingungen für die betroffenen Menschen eine Bekämpfung unumgänglich. Durch die Anwendung selektiver mikrobiologischer Präparate und einer an den ökologischen Gegebenheiten ausgerichteten Bekämpfungsstrategie, kann dieses Ziel auf für Mensch und Natur unbedenklicher Weise erreicht werden.


Die positiven Reaktionen der Bürger der KABS-Mitgliedsgemeinden zeigen, dass durch die ökologische Stechmückenbekämpfung die Lebensqualität am Oberrhein im Vergleich zu früheren Zeiten stark zugenommen hat. Am besten lässt sich der Bekämpfungserfolg durch den Vergleich der Fangergebnisse belegen, die zu mehr oder weniger gleichen Zeiten in ausreichend entfernten unbehandelten (z.B. nördliches Kühkopf-Gebiet) und behandelten Gebieten erzielt wurden. Über die Jahre hinweg wird durch die biologische Stechmückenbekämpfung mit B.t.i. eine durchschnittliche Reduktion der Rheinschnakenpopulation von 95% erreicht.

 

So wurden nach den großen Hochwasserereignissen im Frühjahr 2015 in einer Falle im unbehandelten Gebiet im nördlichen Kühkopf-Gebiet (Hessen) 27.250 Stechmückenweibchen in einer Nacht gefangen. Unter gleichen Voraussetzungen wurden innerhalb eines behandelten Gebietes in Ketsch (Baden-Württemberg) lediglich 1.125 Stechmückenweibchen gefangen, was einer Reduktion gegenüber dem unbehandelten Bereich von 96% entspricht (siehe Bild unten).

 

Bei Stechaktivitätsmessungen in den entsprechenden Bereichen, würden im unbekämpften Gebiet mehrere Hundert Stechmückenweibchen eine Testperson pro zwei Minuten im Auenwald in den Abendstunden anfliegen (siehe Bild oben). In dem behandelten Bereich wäre hingegen mit weniger als zehn Anflügen zu rechnen.

 


Stechmückenfang





























 
 

KABS e.V.  -  Biologische Stechmückenbekämpfung am Oberrhein